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Kneipp’sche Methoden heute gefragter denn je

Mein Interview mit SN-Redakteurin Kathrin Hagn wurde zu einem schönen Report …

Beitrag in der Sonderbeilage SOMMER SPEZIAL der SN vom 10. Juni 2023

Die Kur des „Wasserdoktors“

Abhärten und Vorbeugen: Die Kneipp’schen Heilmethoden sind heute gefragter denn je.

KATHRIN HAGN

„Er war ein Pionier auf dem Gebiet der Naturheilkunde und seiner Zeit weit voraus“, sagt die Obfrau des Thalgauer Kneipp-Aktiv-Clubs, Gerti Höller. „Sebastian Kneipp hat nicht nur erkannt wie bedeutsam der Bereich der Gesundheitsvorsorge ist, sondern auch früh verstanden, dass zwischen Körper, Geist und Seele ein sensibles Gleichgewicht besteht.“ Davon, dass seine Philosophie in unserer digitalisierten Welt immer stärker an Bedeutung gewinnt, ist sie absolut überzeugt. „Die Kneipp’sche Lehre leitet dazu an, ein Leben im Einklang mit der Natur zu führen und dem eigenen Körper gegenüber achtsam zu sein. Das ist heute wichtiger denn je.“ 1821 wurde der Namensgeber der Kneipp-Medizin in Stephansried geboren. Während seiner Studienzeit erkrankte der angehende Theologe schwer an Tuberkulose. Zufällig entdeckte er ein Buch über Kaltwasser-Anwendungen, die er an sich selbst ausprobierte. Das Unmögliche gelang: Kneipp kurierte sich selbst von seiner schweren Krankheit. Aufbauend auf seinen eigenen Erfahrungen entwickelte der Seelsorger ein Gesundheits- und Therapiekonzept, das er in fünf zentralen Säulen anlegte: Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilkräuter und Lebensordnung. Die prominenteste Säule bildet bis heute das Wasser. „Neben dem allseits bekannten Wassertreten gibt es rund 140 Anwendungen in diesem Bereich“, berichtet Gerti Höller, die selbst auch geprüfte Wasserinstruktorin ist. Von Güssen über Waschungen bis hin zu Wickeln lasse sich hier vieles auch problemlos Zuhause anwenden, so die Thalgauerin. Aber wie wirkt Wasser? „Durch kalte oder warme Anwendungen werden auf der Haut Reize gesetzt, die im Körper Reaktionen auslösen, erklärt die Kneippianerin. „Die äußerliche Anregung fördert die Durchblutung des Körpers und der inneren Organe, das Wechselspiel aus Wärme- und Kältereizen stärkt das Immunsystem und härtet ab.“ Neben der gesundheitsfördernden Wirkung des Wassers bilden auch pflanzliche Heilmittel einen weiteren Pfeiler der Philosophie. Sie sollen zur sanften Reinigung und Entgiftung des gesamten Körpers betragen. Essenziell sind dann noch die Säulen „Bewegung“ und „Ernährung“. Hier rät Kneipp zu einfacher, naturbelassener Nahrung, die reich an Spurenelementen und Vitaminen ist. Bewegung soll regelmäßig in den Alltag  integriert werden, wichtig dabei ist aber immer „Maß und Ziel“, denn auch vor Überforderung warnt der Wasserdoktor. „Waren es vor hundert Jahren noch harte Arbeit und Mangelernährung, sind es heute Bewegungsarmut und Fast Food, die zu vielen Krankheiten führen“, ist auch Gerti Höller überzeugt. „An ein paar Stellschrauben zu drehen kann hier kleine Wunder bewirken.“ Als fünfte Säule formulierte Sebastian Kneipp schließlich noch den Bereich der Lebensordnung. Was ist darunter zu verstehen? „Ausgewogenheit und Balance im alltäglichen Leben zu schaffen, ausreichend zu schlafen, regelmäßig zu essen und eine gute Selbstfürsorge zu betreiben, bildete für Kneipp einen wichtigen Gesundheitsaspekt“, führt die Expertin weiter aus. „Er war der Überzeugung dass „Unordnung“ in den Lebensbereichen zur Entstehung von Krankheiten führen kann. Der Begriff der Lebensordnung könnte heute vielleicht auch als work-life Balance übersetzte werden.“ Alles in allem steht das Kneippprogramm für einen modernen gesundheitsorientierten Lebensstil, der weder zeit- noch kostenintensiv ist und problemlos in den Alltag integriertwerden kann. Anregung und vor allem Anleitung finden Interessierte in den rund 200 österreichischen Kneipp Aktiv Clubs – wie auch jenem in Thalgau. Neben den Mitgliedern sind auch Gäste hier herzlich eingeladen an den zahlreichen Angeboten im Jahreskreis (Wasseranwendungen, Gymnastik u.v.m.) teilzunehmen.

Alle Infos: THALGAU.KNEIPPBUND.AT

Salzburger Nachrichten vom 10.06.2023 Sonderbeilage SOMMER SPEZIAL, Kathrin Hagn
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